Abläufe
Es ist ja erstaunlich, wie die Ankunft eines Welpen den eingeführten Tagesablauf durcheinander bringt. Das beginnt damit, dass nicht mehr der Wecker oder die Uhrzeit das Aufstehen bestimmt, sondern der Welpe, der sich rührt und zwecks Lackerl in den Garten gebracht werden muss. Davor muss man sich allerdings noch die Hausschlapfen zusammensuchen, die derselbe Welpe im Laufe des Abends oder der Nacht gleichmäßig in der Wohnung verteilt hat.
Das Morgenfutter für die Hunde muss nicht mehr in zwei Schüsseln sondern in drei verteilt werden und nicht nur das, auch der Inhalt der Schüsseln ist unterschiedlich – soll doch der Welpe sein bisher gewohntes Babyfutter bekommen. Für einen “ Nicht-Morgenmenschen“ wie ich einer bin, zu dieser Zeit eine echte intellektuelle Herausforderung. Dann heisst es diese Spezialverteilung auch so konsequent umzusetzen, dass der Welpe auch wirklich das Welpenfutter bekommt und die Großen auch wirklich das Erwachsenenfutter fressen. Gar nicht so einfach, zumal der Welpe das Futter der Großen viel interessanter findet und die Großen wiederum zumindest kontrollieren wollen, was denn in dem dritten Napf drinnen ist.
Beim Füttern der Pferde muss daran gedacht werden, dass der Welpe diesen nicht zwischen den Füssen herumläuft, d.h. also immer ein Auge auf den Welpen haben. Auch nicht ganz einfach, denn der Welpe ist neugierig. Immerhin hat der Welpe das Verständnis für das Wort „Nein“ offensichtlich schon mitgebracht, denn „Nein“ funktioniert – meistens zumindest. Und so können zumindest die Pferde halbwegs entspannt gefüttert werden, während der Welpe die meiste Zeit brav vor dem Elektrozaun sitzt. Unterbrochen wird die Ruhe von einer der Katzen, die gemütlich daherkommt und von dem Welpen sofort als möglicher Spielpartner identifiziert und auf der Stelle angespielt wird. Leider versteht die Katze das ganze nicht als Spielaufforderung und die Pferde müssen auf ihr restliches Futter noch ein wenig warten, weil ich erst mal dem Welpen den richtigen Umgang mit Katzen nahebringen muss. Nach dreimaligem „Nein“ ist die Sache zumindest für den Moment geklärt und die Katze geht ihrer Wege.
Bei so vielen Pferdefüßen muss man schon aufpassen, dass ein Welpe den Pferden nicht zwischen die Füße kommt.
Bevor das eigene Frühstück in Angriff genommen werden kann, kommt nun entweder noch ein Spaziergang im Garten zwecks Lackerl dran, oder, alternativ dazu die entsprechenden Aktionen mit der Küchenrolle in der Wohnung.
Das Frühstück läuft relativ unverändert ab, bis zu dem Moment, wo ich mich eigentlich erheben müsste um mich auf den Weg zur Arbeit zu machen. Aber wer kann schon aufstehen, wenn ein müder Welpe beschlossen hat, den linken Fuss als Kopfkissen für sein Morgenschläfchen zu verwenden. Ergebnis – eine halbe Stunde später als normal im Büro………
Bis zum Abend verläuft der Tag nun relativ unverändert, wenn man von den diversen Anrufen absieht mit denen ich mich vergewissern will, dass es dem Welpen zu Hause gutgeht. Auffallend ist allerdings, dass die Uhrzeit, zu der ich beschließe, dass es schön langsam Zeit ist, für diesen Tag Schluss zu machen, deutlich vor der sonst üblichen Zeit liegt. Es drängt mich nach Hause…..und dort werde ich nicht, wie gewohnt von zwei Hunden begrüßt, sondern von drei. Von den zwei großen nicht ganz mit der sonst üblichen Begeisterung – sie sind immer noch etwas verstimmt. Dafür gibt sich der Welpe völlig ungehemmt seiner Begeisterung hin. Und diese entschädigt auf der Stelle für das Lackerl im Flur, das gleich mal ins Auge sticht. Die Küchenrolle wird aktiviert, das Lackerl ist Geschichte und ich kann mich nun ausgiebig dem Welpen widmen. Spielen, Spazierengehen, Beobachten (heute gab es die ersten Spielaktivitäten zwischen dem Welpen und Ivy), Staunen (wie selbstverständlich sich der Welpe bereits in seinem neuen Umfeld bewegt) und dann wieder das neue, noch nicht wirklich eingefahrene Fütterungsritual. Immerhin sind irgendwann die Hunde abgefüttert, das eigene Abendessen (der erste Spargel des Jahres) zubereitet und verspeist und dann sitze ich vor dem Computer und ein müder Welpe schläft unter meinem Schreibtisch, das Köpfchen auf meinen linken Fuß gelegt. Ich werde wohl die Nacht so verbringen müssen……
Themen: Kayleigh