Aufregende Tage
Es war ein Donnerstag, und er sollte das Ende der Phase der Ungewissheit sein. Vor knapp vier Wochen war Ivy gedeckt worden und an diesem Tag war die Ultraschalluntersuchung geplant, die uns darüber Aufschluss geben sollte, ob es denn nun diesmal endlich geklappt hat mit Ivys Welpen. Schon die letzten Tage war Ivy mit Argusaugen beobachtet worden, jede vermeintliche Veränderung an ihr wurde registriert und irgendwie hatte sich schon ein wenig die Überzeugung bei mir ergeben, dass Ivy auch diesmal nicht aufgenommen hat. Denn keines, aber auch gar keines der üblicherweise bei trächtigen Hündinnen auftretenden Symptome war bei ihr zu beobachten. Und so erwartete ich den Ultraschalltermin zwar mit einer kleinen Hoffnung aber einer noch größeren Angst vor der wiederholten Enttäuschung.
Kurz bevor ich mit Ivy zur Untersuchung ging, warf ich noch einen Blick in das IT-Forum. Dort fand ich eine Ankündigung des Zwingers vom Hürtgenwald, dass zum wiederholten Mal ein Käufer eines Welpen abgesagt hatte und dass es diesmal die einzige Hündin des Wurfes betroffen hat, die nun wieder zu vergeben war. Ein Kommentar zu dieser Meldung tröstete die Züchterin, dass Hündinnen bei der momentanen Knappheit an weiblichen Welpen doch schneller zu verkaufen sind, als man schauen kann. Es war nur ein ganz kurzer Gedankenblitz der mir durch den Kopf schoss – „wenn Ivy wirklich nicht trächtig ist, dann….“
Ein paar Minuten später stand ich wieder einmal in dem kleinen dunklen Ultraschallraum der Klinik und trotz intensiver Suche waren auf dem Bildschirm nur Darmschlingen zu sehen. Kein einziger Welpe. Dass ich im Grunde ja schon damit gerechnet hatte minderte in keinster Weise die Enttäuschung – wieder nichts. Die Kollegin, die Ivy jetzt ja schon zum dritten Mal betreut hat, und nun wieder einen neagtiven Ultraschallbefund erstellen musste, war fast genau so enttäuscht wie ich. Zumal es auch keine wirkliche Erklärung für das abermalige Leerbleiben gab. Ivy ist gesund, der Deckzeitpunkt war laut Progesteronuntersuchung ideal gewesen, sie hatte sich problemlos decken lassen, der Rüde war erfahren und hatte schon mehrere Würfe gebracht, es hätte also eigentlich klappen müssen. Aber es sollte wohl nicht sein.
Frustiert verließ ich die Klinik. Sogar Ivy trottete mit hängenden Ohren neben mir her, sie spürte wohl meine Enttäuschung.
Irgendwann in den nächsten Minuten kam dann auf einmal wieder der Gedanke an die kleine Hürtgenwald-Hündin. Und in dem Telephonat in dem ich meinem Mann von dem negativen Ergebnis der Untersuchung berichtete schlug ich ihm auch gleich vor die Züchterin mal anzurufen und zu fragen, ob es denn schon einen Interessenten für die Hündin gab. Ein paar Minuten später war es klar – die kleine Hündin war noch zu haben. Und sie heisst Kayleigh …
Gut dass das Wochenende bevorstand, denn die nächste Zeit war gefüllt mit Überlegungen, Diskussionen, Recherchen und dem Betrachten von Bildern der Kleinen. Und speziell dieses war es wohl, das mich direkt ins Herz traf:
Die erste – virtuelle – Begegnung mit Kayleigh. Foto © Ingrid Schreiner
Es ist niemals einfach sich für einen neuen Hund zu entscheiden, insbesondere dann wenn man auch daran denkt zu züchten. Aber wir waren auf einen Welpen der bei uns bleibt eingestellt. Auch der Zeitpunkt war günstig, die schöne Jahreszeit steht bevor und ich hatte mich in Erwartung eines eigenen Wurfes für die nächsten drei Monate auch beruflich etwas freigeschaufelt. Es paßte einfach alles – bis auf die Tatsache dass Ivy leer geblieben ist.
Von Kayleighs Züchterin bekamen wir nun in kürzester Zeit alle erwünschten Informationen: Pedigree, Fotos, Details der Vorfahren usw.. Und natürlich haben wir auch alle anderen in diesem Jahr zu erwartenden und für uns möglicherweise interessanten Würfe ins Auge gefaßt. Allzuviele waren das nicht denn gerade in diesem Frühjahr sind einige Hündinnen leer geblieben und es gab es eine ausgesprochene Rüdenschwemme so dass es nicht so einfach werden würde eine gute, auch zur Zucht geeignete Hündin zu bekommen. Es folgten aufregende Tage an denen wir alle Optionen wieder und wieder durchdachten, weitere Informationen einholten, Fotos von vielen Hunden betrachteten, alles diskutierten und abwogen. Letztlich haben wir uns dann für Kayleigh entschieden und zwar nicht nur weil sie bald bei uns sein konnte, obwohl das durchaus ein Gesichtspunkt war, sondern weil sie, soweit man das bei einem Welpen beurteilen kann, verspricht eine ausgesprochen schöne Hündin zu werden: klein, gut proportioniert, mit schönem Kopf und Ausdruck, gutem Fell, Gangwerk und Rutensitz.
Nach drei Tagen war die Entscheidung gefallen – Kayleigh soll zu uns kommen. Und jetzt war wieder Geduld angesagt denn einerseits stand Kayleigh noch eine wichtige und erlebnisreiche Zeit mit ihrer Mama und ihren sechs Brüdern bevor und es mußten auch noch die ersten Untersuchungen durch den Tierarzt und die Wurfabnahme abgewartet werden. Zwar waren wir durchaus optimistisch dass Kayleigh auch diese Hürden nehmen würde, aber ein Rest an Unsicherheit bleibt doch. Heute haben wird nun endgültig erfahren dass alles in Ordnung ist und freuen uns darauf Kayleigh am 19. April zu uns zu holen.