Frühlingsabenteuer
Wer uns nach wie vor einige Rätsel aufgibt ist Ivy. Obwohl sie sich langsam an Kayleigh zu gewöhnen scheint und auch angefangen hat mit ihr zu spielen, zwar selten aber immerhin, ist sie in Verhalten und Ausdruck doch deutlich verändert. Kayleigh geht sie wie auf den folgenden Bildern von gestern zu sehen ist recht offensiv an:
Sie legt sich vor Ivy und bellt. Ivy bleibt stocksteif stehen und schaut zur Seite. Kayleigh schnappt nach den Vorderläufen, …
… springt an ihr hoch. beißt ihr in die Ohren, den Bart oder auch in das Nackenfell.
Es ist auch schon vorgekommen dass sie Ivy am Bart erwischt hat und sie dann hinter sich her gezogen hat. Und Ivy macht nichts!
Heute Morgen habe ich aus dem Nachbarzimmer, in dem sich Kayleigh und Ivy gerade aufhielten, erstmalig ein lautes Knurren verbunden mit einem Schnappgeräusch von Ivy und ein erschrecktes Quietschen von Kayleigh gehört. Anscheinend hat Ivy ihr erstmalig (?) deutlich ihre Grenzen aufgezeigt. Kayleigh ist zur mir gelaufen aber dann sofort wieder zurück, offenbar erschreckt aber wenig beeindruckt.
Was Ivys Verhalten etwas undurchsichtig macht ist dass sie am Ende ihrer Scheinträchtigkeit ist in der sie immer etwas verändert ist und der Tag der prospektiven Geburt sich nähert. Das ist u.A. daran zu merken dass sie in dunklen Ecken im Garten heimlich tiefe Mulden gescharrt hat. Wir werden sehen ob sich ihr Verhalten nach dem nächsten Wochenende, dem vermeintlichen Geburtstermin, ändert. Wir sind gespannt wie sich das weiter entwickelt…
Begeistert über den Zuwachs ist Ivy ja nach wie vor nicht. Ein bisschen entspannter wirkt sie aber inzwischen. Und vorhin konnte ich eine Szene beobachten bei der ich eigentlich nur eines bedauerte: dass wie so oft in solchen Situationen kein Photoapparat bei der Hand war.
Wir hatten einen kleinen Spaziergang gemacht und hinter dem Gartentor hat Kayleigh einen sogenannten „Schnuddel“ gefunden. So nennen wir die Spieltaue mit Knoten dran, die bei unseren Hunden ein sehr beliebtes Spielzeug sind. Kayleigh trägt also diesen Schnuddel, etwa halb so groß wir sie, mit erhobenem Kopf stolz durch die Gegend. Wie sie bei mir vorbeikommt bücke ich mich und nehme das eine Ende in die Hand und wir spielen ein bisschen Tauziehen. Auf einmal kommt Ivy, nimmt mir mein Tauende weg und fängt an zu ziehen. Kayleigh zieht auch und schon waren die beiden Hunde am Spielen. Und das bezaubernde daran war, dass Ivy, die sicherlich mit einer einzigen Kopfbewegung den Schnuddel hätte erobern können, gerade nur so stark zog, dass das Tau auf Spannung war. Etwa fünf Minuten dauerte dieses Spiel, zwischendurch liefen die beiden ein Stück, den Schnuddel zwischen sich tragend, bis Ivy schließlich doch mit einem Ruck das Spielzeug für sich beanspruchte.
Es war ein Donnerstag, und er sollte das Ende der Phase der Ungewissheit sein. Vor knapp vier Wochen war Ivy gedeckt worden und an diesem Tag war die Ultraschalluntersuchung geplant, die uns darüber Aufschluss geben sollte, ob es denn nun diesmal endlich geklappt hat mit Ivys Welpen. Schon die letzten Tage war Ivy mit Argusaugen beobachtet worden, jede vermeintliche Veränderung an ihr wurde registriert und irgendwie hatte sich schon ein wenig die Überzeugung bei mir ergeben, dass Ivy auch diesmal nicht aufgenommen hat. Denn keines, aber auch gar keines der üblicherweise bei trächtigen Hündinnen auftretenden Symptome war bei ihr zu beobachten. Und so erwartete ich den Ultraschalltermin zwar mit einer kleinen Hoffnung aber einer noch größeren Angst vor der wiederholten Enttäuschung.
Kurz bevor ich mit Ivy zur Untersuchung ging, warf ich noch einen Blick in das IT-Forum. Dort fand ich eine Ankündigung des Zwingers vom Hürtgenwald, dass zum wiederholten Mal ein Käufer eines Welpen abgesagt hatte und dass es diesmal die einzige Hündin des Wurfes betroffen hat, die nun wieder zu vergeben war. Ein Kommentar zu dieser Meldung tröstete die Züchterin, dass Hündinnen bei der momentanen Knappheit an weiblichen Welpen doch schneller zu verkaufen sind, als man schauen kann. Es war nur ein ganz kurzer Gedankenblitz der mir durch den Kopf schoss – „wenn Ivy wirklich nicht trächtig ist, dann….“
Ein paar Minuten später stand ich wieder einmal in dem kleinen dunklen Ultraschallraum der Klinik und trotz intensiver Suche waren auf dem Bildschirm nur Darmschlingen zu sehen. Kein einziger Welpe. Dass ich im Grunde ja schon damit gerechnet hatte minderte in keinster Weise die Enttäuschung – wieder nichts. Die Kollegin, die Ivy jetzt ja schon zum dritten Mal betreut hat, und nun wieder einen neagtiven Ultraschallbefund erstellen musste, war fast genau so enttäuscht wie ich. Zumal es auch keine wirkliche Erklärung für das abermalige Leerbleiben gab. Ivy ist gesund, der Deckzeitpunkt war laut Progesteronuntersuchung ideal gewesen, sie hatte sich problemlos decken lassen, der Rüde war erfahren und hatte schon mehrere Würfe gebracht, es hätte also eigentlich klappen müssen. Aber es sollte wohl nicht sein.
Frustiert verließ ich die Klinik. Sogar Ivy trottete mit hängenden Ohren neben mir her, sie spürte wohl meine Enttäuschung.
Irgendwann in den nächsten Minuten kam dann auf einmal wieder der Gedanke an die kleine Hürtgenwald-Hündin. Und in dem Telephonat in dem ich meinem Mann von dem negativen Ergebnis der Untersuchung berichtete schlug ich ihm auch gleich vor die Züchterin mal anzurufen und zu fragen, ob es denn schon einen Interessenten für die Hündin gab. Ein paar Minuten später war es klar – die kleine Hündin war noch zu haben. Und sie heisst Kayleigh …
Gut dass das Wochenende bevorstand, denn die nächste Zeit war gefüllt mit Überlegungen, Diskussionen, Recherchen und dem Betrachten von Bildern der Kleinen. Und speziell dieses war es wohl, das mich direkt ins Herz traf:
Die erste – virtuelle – Begegnung mit Kayleigh. Foto © Ingrid Schreiner
Es ist niemals einfach sich für einen neuen Hund zu entscheiden, insbesondere dann wenn man auch daran denkt zu züchten. Aber wir waren auf einen Welpen der bei uns bleibt eingestellt. Auch der Zeitpunkt war günstig, die schöne Jahreszeit steht bevor und ich hatte mich in Erwartung eines eigenen Wurfes für die nächsten drei Monate auch beruflich etwas freigeschaufelt. Es paßte einfach alles – bis auf die Tatsache dass Ivy leer geblieben ist.
Von Kayleighs Züchterin bekamen wir nun in kürzester Zeit alle erwünschten Informationen: Pedigree, Fotos, Details der Vorfahren usw.. Und natürlich haben wir auch alle anderen in diesem Jahr zu erwartenden und für uns möglicherweise interessanten Würfe ins Auge gefaßt. Allzuviele waren das nicht denn gerade in diesem Frühjahr sind einige Hündinnen leer geblieben und es gab es eine ausgesprochene Rüdenschwemme so dass es nicht so einfach werden würde eine gute, auch zur Zucht geeignete Hündin zu bekommen. Es folgten aufregende Tage an denen wir alle Optionen wieder und wieder durchdachten, weitere Informationen einholten, Fotos von vielen Hunden betrachteten, alles diskutierten und abwogen. Letztlich haben wir uns dann für Kayleigh entschieden und zwar nicht nur weil sie bald bei uns sein konnte, obwohl das durchaus ein Gesichtspunkt war, sondern weil sie, soweit man das bei einem Welpen beurteilen kann, verspricht eine ausgesprochen schöne Hündin zu werden: klein, gut proportioniert, mit schönem Kopf und Ausdruck, gutem Fell, Gangwerk und Rutensitz.
Nach drei Tagen war die Entscheidung gefallen – Kayleigh soll zu uns kommen. Und jetzt war wieder Geduld angesagt denn einerseits stand Kayleigh noch eine wichtige und erlebnisreiche Zeit mit ihrer Mama und ihren sechs Brüdern bevor und es mußten auch noch die ersten Untersuchungen durch den Tierarzt und die Wurfabnahme abgewartet werden. Zwar waren wir durchaus optimistisch dass Kayleigh auch diese Hürden nehmen würde, aber ein Rest an Unsicherheit bleibt doch. Heute haben wird nun endgültig erfahren dass alles in Ordnung ist und freuen uns darauf Kayleigh am 19. April zu uns zu holen.
Vor nunmehr 5 Jahren, nach dem Tod unserer Labrador-Hündin Nicoline, haben wir uns nach einer geeigneten Partnerin für unsere Schapendoes-Hündin Dela († 2006) umgesehen. Da es nicht allzuviele in Frage kommende mittelgroße Rassen gibt sind wir auch bald auf Irish-Terrier gestossen. Allerdings hätten wir uns beinahe nicht weiter für sie interessiert da sie uns von alten Terrierleuten als rechte Raufbolde beschrieben worden sind die keinem Streit aus dem Wege gehen, – echte „dare devils“ eben wie sie oft auch in der Literatur beschrieben werden.
Glücklicherweise haben wir uns aber nicht davon abhalten lassen sie uns zumindest bei einer Ausstellung in Wieselburg anzusehen und was wir dort als erstes am Rande des Ringes sahen war ein IT-Welpe der es sich im Schoße seines Frauchens bequem gemacht hat und sich den Bauch streicheln ließ! Und auch die Hunde im Ring machten alle einen zivilisierten Eindruck. Um es kurz zu machen: Das Ergebnis unserer weiteren Recherche war dass Anfang Juni 2004 unsere Ivy im zarten Alter von 10 Wochen zu uns kam.
Damit war unser Hunderudel wieder komplett und für Ivy begann ein Leben voller großer, und für uns eines voller kleinerer Abenteuer. Es ist ungemein spannend und bezaubernd zugleich zu beobachten wie sich so ein kleines Wesen langsam seine Welt erobert und innerhalb eines knappen Jahres aus dem tapsigen Welpen ein selbstbewußter Junghund und wird der sich ganz souverän in seiner Umwelt bewegt.
Und auch für uns begann eine Phase des Lernens: Weniger was die Haltung und Erziehung Ivys anbelangt denn sie ist ja nicht der erste Welpe der hier im Hause großgezogen wird, sondern vielmehr was die Rasse betrifft. Sehen bei den ersten Ausstellungen die man besucht um andere ITs zu sehen noch alle Hunde mehr oder minder gleich aus so dauert es nicht lange bis man anfängt Unterschiede wahrzunehmen und Details zu bemerken die einem vorher entgangen sind. Und nur wenig später stellt man fest dass nur wenige Hunde dem kritischen Blick des Auges standhalten und man fängt an Vorstellungen darüber zu entwickeln was denn einen „richtigen“ Irish-Terrier ausmacht. Aber das ist nur der Anfang einer stetigen Entwicklung die bis heute andauert und bei weitem nicht zu Ende ist …
In Niederösterreich leben wir ja ziemlich am Rande der IT-Welt und haben vergleichsweise wenig Gelegenheit mit anderen IT-Haltern in Kontakt zu kommen. Es war daher für uns von unschätzbarem Wert zunächst über das Forum der Irish-Terrier-Freunde und später über das von uns mitbegründete Forum mit erfahrenen IT-Haltern und Züchtern ins Gespräch zu kommen um von ihnen zu lernen was zu lernen ist. Für uns in der IT-Diaspora ist das Internet ein Segen und wir hoffen das eine oder andere dessen was wir lernen und erfahren konnten auch auf diesem Wege weitergeben zu können.
Ivy und die etwa 1 Jahr ältere Dela kamen gut miteinander aus und hatten gemeinsam zweifellos viel Spass. Sicherlich war Dela die eher dominante Hündin was sie aber nur selten ausgespielt hat. Und Ivy zeigte im Zusammenspiel mit ihr, aber auch mit anderen Hunden, ihre enorme soziale Kompetenz: An ihr konnte man die caniden Beschwichtigungsgesten wie in einem Bilderbuch studieren wobei sie sich niemals wirklich unterwürfig zeigt, – wirklich bewundernswert! Und auch dass sie aggressiv wird haben wir niemals erlebt. Dass sie keinen anderen Hund an ihren Fressnapf läßt ist allerdings ein anderes Thema denn wäre das der Fall müßten wir uns tatsächlich Sorgen um sie machen.
Im Juli 2006 wurde für uns der Albtraum aller Hundebesitzer wahr. Wir mussten unsere wenige Tage zuvor noch scheinbar völlig gesunde Dela wegen einer unheilbaren Nierenerkrankung im Alter von gerade mal dreieinhalb Jahren einschläfern lassen. Das war nicht nur für uns ein traumatisches Erlebnis sondern auch für Ivy die Monate brauchte um darüber hinweg zu kommen. Aber immer wenn sie Gelegenheit hatte einige Zeit mit anderen Hunden zusammen zu sein, insbesondere auch mit Schapendoes, wurde uns überdeutlich dass Ivys Dasein als Einzelhund (Shira, unser Japanspitz, zählt da für sie nicht) irgenwann ein Ende finden soll. Und das wird im April dieses Jahres der Fall sein …
Themen: Ivy