Zu neuen Ufern……

Ist sie das…???……Ist die schön…..

Das waren die ersten Gedanken, die mir durch den Kopf schossen, als ich Kayleigh das erste Mal sah. Es ist ja nicht ganz unproblematisch einen Welpen zu kaufen, den man nur von Bildern kennt. Zumal diese Bilder jedesmal einen ganz anderen Hund zu zeigen scheinen. Aus dem süßen Babybild wird das Bild eines strubbeligen dunklen Welpen, das dann ein paar Tage später durch das Kopfbild eines riesenhaft erscheinenden Jungtieres abgelöst wird. Und die Nächte vor dem persönlichen Kennenlernen ist mir schon das eine oder andere Mal der Gedanke gekommen: „was ist wenn ich sie nicht mag???“.

Aber das war in dem Moment der Begegnung keine Frage mehr: sie ist zauberhaft – soweit war das klar. Aber auch objektiv bleiben keine Wünsche offen. Eine leuchtend rote Farbe – ich wusste gar nicht dass Irish Terrier wirklich sooo rot sein können – in kurzer glatter fester Unterwolle,  ein bildhübsches schmales Köpfchen, mit zur Zeit fast perfekt getragenen Ohren und ein Körperbau, der soweit das bei einem Welpen dieses Alters erkennbar ist, die für den Irish Terrier erwünschte Kombination aus Kompaktheit und Eleganz erwarten läßt. Und ein sehr fröhlich getragenes Schwänzchen…..

2042008-25.jpgKayleigh auf dem Weg in die Zukunft

Das weitere Kennenlernen verlief unproblematisch. Kayleigh war wohl in der Überzeugung aufgewachsen, dass alle Menschen nett sind und liess sich ohne weitere Umstände anfassen, streicheln und auf den Arm nehmen. Vor Ivy und Shira fürchtete sie sich wohl im ersten Moment ein wenig – erkennbar, an dem Schwänzchen, das auf einmal zwischen den Hinterbeinen verschwand – aber da von der anderen Seite keine besodners bedrohlichen Aktivitäten kamen, entspannte sie sich auch gleich wieder. Ivy und Shira sahen das wohl ein wenig anders. Verhielten sie sich im Garten noch recht unbeteiligt und uninteressiert wurde die Situation dann doch unerfreulich, als sich herausstellte, dass dieses „DING“ mitkommen sollte. Im Auto war die Situation dann jedenfalls so, dass ich einen ganz zufriedenen Welpen am Schoß und zwei schmollende Hunde daneben hatte.

Die schmollenden Hunde entspannten sich mit der Zeit und Kayleigh vertrieb sich die lange Autofahrt vor allem mit schlafen unterbrochen von gelegentlichen Spielphasen, in denen sie sich hauptsächlich mit dem „Google-Maps-Ausdruck“, der uns den Weg zu ihr gewiesen hatte, in erkennbar destruktiver Weise auseinandersetzte. Irgendwann wurde sie dann ein wenig unruhig – eine kurze Pause wurde eingelegt und wie erwartet war ein Lackerl fällig. Sieben von den insgesamt acht Stunden der Heimfahrt vergingen so recht unproblematisch. In der letzten Stunde fand sie dann wohl, dass es jetzt genug sei und wollte spielen. Nachdem zu diesem Zeitpunkt ich das Steuer übernommen hatte, war es mein Mann, der alle Hände voll zu tun hatte einen spielaktiven Welpen zu bändigen….

Zu Hause angekommen führte der erste Weg in den Garten – die Pferde wurden respektvoll aus der Distanz begutachtet – und dann gleich zum Futternapf. Und in Bezug auf den Appetit bleiben auch keine Wünsche offen. Klein-Kayleigh gehört zu der Sorte „Staubsauger-IT“.

Und was wir in diesen ersten Minuten gleich realisierten – wir müssen uns für die nächste Zeit den typischen „Welpenbesitzerschlurfschritt“ angewöhnen. Denn Kayleigh ist ständig um unsere Füße herum unterwegs und so schnell, dass man ihr schneller als man glaubt auf die Pfoten treten kann.

Nachdem wir alle nach der langen Fahrt rechtschaffen müde waren, war dann auch nicht mehr sehr viel Abendprogramm angesagt, nachdem noch ein paar Lackerln vom Teppich entfernt werden mussten – an die Ausscheidungsintensität eines 9 Wochen alten Welpen muss man sich auch beim siebenten Hund erst wieder gewöhnen – war dann Nachtruhe angesagt. Und die Diskussion darüber, wo denn Kayleigh ihre erste Nacht verbringen wollte, war kurz: sie stellte sich an meinem Bett auf, fiepte kurz, ich nahm sie hoch und sie schlief sanft und selig an meiner Seite ein. Irgendwann in der Nacht spürte ich eine kleine Pfote in meinem Gesicht- vielleicht wollte sie sich vergewissern, dass ich noch da war.

Um 6 Uhr morgens wurde sie dann etwas unruhig, ich ging mit ihr in den Garten, das erste Lackerl des Tages wurde produziert. Zwei Stunden später gab es dann Frühstück, wieder mit bestem Appetit verputzt – nur Ivy hat es den Appetit verschlagen. Sie nimmt übel.

Nach dem Frühstück ging es dann zu einem kurzen Spaziergang in den Garten. Die Pferde wurden wieder ehrfürchtig aus der Entfernung bestaunt und die ersten Photos wurden gemacht.

2042008-1.jpgKayleigh im Rosenbeet

Der Rest des Tages war dann für Kayleigh eine Kombination aus tief und fest schlafen einerseits und aufregenden Aktivitäten anderseits. Sie half mit Begeisterung bei der Gartenarbeit – besonders das Unkrautrupfen hat sie mit großer Begeisterung verfolgt, stellte fest, dass Rossknödel eine ganz interessante Delikatesse sind und dass man am Kiesweg sehr effektiv buddeln kann. Diesbezüglich scheint sie übrigens ein echter Terrier zu sein. Unser Garten weist seit heute ein paar eindeutige Löcher mehr auf…….

Ivy und Shira sind immer noch verstimmt und verhalten sich zurückhaltend, abwartend……….

2042008-6.jpgNoch ist die Harmonie trügerisch- Ivy und Shira sind „not amused“

Themen: Kayleigh

Aufregende Tage

Es war ein Donnerstag, und er sollte das Ende der Phase der Ungewissheit sein. Vor knapp vier Wochen war Ivy gedeckt worden und an diesem Tag war die Ultraschalluntersuchung geplant, die uns darüber Aufschluss geben sollte, ob es denn nun diesmal endlich geklappt hat mit Ivys Welpen. Schon die letzten Tage war Ivy mit Argusaugen beobachtet worden, jede vermeintliche Veränderung an ihr wurde registriert und irgendwie hatte sich schon ein wenig die Überzeugung bei mir ergeben, dass Ivy auch diesmal nicht aufgenommen hat. Denn keines, aber auch gar keines der üblicherweise bei trächtigen Hündinnen auftretenden Symptome war bei ihr zu beobachten. Und so erwartete ich den Ultraschalltermin zwar mit einer kleinen Hoffnung aber einer noch größeren Angst vor der wiederholten Enttäuschung.

Kurz bevor ich mit Ivy zur Untersuchung ging, warf ich noch einen Blick in das IT-Forum. Dort fand ich eine Ankündigung des Zwingers vom Hürtgenwald, dass zum wiederholten Mal ein Käufer eines Welpen abgesagt hatte und dass es diesmal die einzige Hündin des Wurfes betroffen hat, die nun wieder zu vergeben war. Ein Kommentar zu dieser Meldung tröstete die Züchterin, dass Hündinnen bei der momentanen Knappheit an weiblichen Welpen doch schneller zu verkaufen sind, als man schauen kann. Es war nur ein ganz kurzer Gedankenblitz der mir durch den Kopf schoss – „wenn Ivy wirklich nicht trächtig ist, dann….“

Ein paar Minuten später stand ich wieder einmal in dem kleinen dunklen Ultraschallraum der Klinik und trotz intensiver Suche waren auf dem Bildschirm nur Darmschlingen zu sehen. Kein einziger Welpe. Dass ich im Grunde ja schon damit gerechnet hatte minderte in keinster Weise die Enttäuschung – wieder nichts. Die Kollegin, die Ivy jetzt ja schon zum dritten Mal betreut hat, und nun wieder einen neagtiven Ultraschallbefund erstellen musste, war fast genau so enttäuscht wie ich. Zumal es auch keine wirkliche Erklärung für das abermalige Leerbleiben gab. Ivy ist gesund, der Deckzeitpunkt war laut Progesteronuntersuchung ideal gewesen, sie hatte sich problemlos decken lassen, der Rüde war erfahren und hatte schon mehrere Würfe gebracht, es hätte also eigentlich klappen müssen. Aber es sollte wohl nicht sein.

Frustiert verließ ich die Klinik. Sogar Ivy trottete mit hängenden Ohren neben mir her, sie spürte wohl meine Enttäuschung.

Irgendwann in den nächsten Minuten kam dann auf einmal wieder der Gedanke an die kleine Hürtgenwald-Hündin. Und in dem Telephonat in dem ich meinem Mann von dem negativen Ergebnis der Untersuchung berichtete schlug ich ihm auch gleich vor die Züchterin mal anzurufen und zu fragen, ob es denn schon einen Interessenten für die Hündin gab. Ein paar Minuten später war es klar – die kleine Hündin war noch zu haben. Und sie heisst Kayleigh …

Gut dass das Wochenende bevorstand, denn die nächste Zeit war gefüllt mit Überlegungen, Diskussionen, Recherchen und dem Betrachten von Bildern der Kleinen. Und speziell dieses war es wohl, das mich direkt ins Herz traf:

Begegnung mit KayleighDie erste – virtuelle – Begegnung mit Kayleigh. Foto © Ingrid Schreiner

Es ist niemals einfach sich für einen neuen Hund zu entscheiden, insbesondere dann wenn man auch daran denkt zu züchten. Aber wir waren auf einen Welpen der bei uns bleibt eingestellt. Auch der Zeitpunkt war günstig, die schöne Jahreszeit steht bevor und ich hatte mich in Erwartung eines eigenen Wurfes für die nächsten drei Monate auch beruflich etwas freigeschaufelt. Es paßte einfach alles – bis auf die Tatsache dass Ivy leer geblieben ist.

Von Kayleighs Züchterin bekamen wir nun in kürzester Zeit alle erwünschten Informationen: Pedigree, Fotos, Details der Vorfahren usw.. Und natürlich haben wir auch alle anderen in diesem Jahr zu erwartenden und für uns möglicherweise interessanten Würfe ins Auge gefaßt. Allzuviele waren das nicht denn gerade in diesem Frühjahr sind einige Hündinnen leer geblieben und es gab es eine ausgesprochene Rüdenschwemme so dass es nicht so einfach werden würde eine gute, auch zur Zucht geeignete Hündin zu bekommen. Es folgten aufregende Tage an denen wir alle Optionen wieder und wieder durchdachten, weitere Informationen einholten, Fotos von vielen Hunden betrachteten, alles diskutierten und abwogen. Letztlich haben wir uns dann für Kayleigh entschieden und zwar nicht nur weil sie bald bei uns sein konnte, obwohl das durchaus ein Gesichtspunkt war, sondern weil sie, soweit man das bei einem Welpen beurteilen kann, verspricht eine ausgesprochen schöne Hündin zu werden: klein, gut proportioniert, mit schönem Kopf und Ausdruck, gutem Fell, Gangwerk und Rutensitz.

Nach drei Tagen war die Entscheidung gefallen – Kayleigh soll zu uns kommen. Und jetzt war wieder Geduld angesagt denn einerseits stand Kayleigh noch eine wichtige und erlebnisreiche Zeit mit ihrer Mama und ihren sechs Brüdern bevor und es mußten auch noch die ersten Untersuchungen durch den Tierarzt und die Wurfabnahme abgewartet werden. Zwar waren wir durchaus optimistisch dass Kayleigh auch diese Hürden nehmen würde, aber ein Rest an Unsicherheit bleibt doch. Heute haben wird nun endgültig erfahren dass alles in Ordnung ist und freuen uns darauf Kayleigh am 19. April zu uns zu holen.

Themen: Ivy,Kayleigh

Rückblick

Vor nunmehr 5 Jahren, nach dem Tod unserer Labrador-Hündin Nicoline, haben wir uns nach einer geeigneten Partnerin für unsere Schapendoes-Hündin Dela († 2006) umgesehen. Da es nicht allzuviele in Frage kommende mittelgroße Rassen gibt sind wir auch bald auf Irish-Terrier gestossen. Allerdings hätten wir uns beinahe nicht weiter für sie interessiert da sie uns von alten Terrierleuten als rechte Raufbolde beschrieben worden sind die keinem Streit aus dem Wege gehen, – echte „dare devils“ eben wie sie oft auch in der Literatur beschrieben werden.

Glücklicherweise haben wir uns aber nicht davon abhalten lassen sie uns zumindest bei einer Ausstellung in Wieselburg anzusehen und was wir dort als erstes am Rande des Ringes sahen war ein IT-Welpe der es sich im Schoße seines Frauchens bequem gemacht hat und sich den Bauch streicheln ließ! Und auch die Hunde im Ring machten alle einen zivilisierten Eindruck. Um es kurz zu machen: Das Ergebnis unserer weiteren Recherche war dass Anfang Juni 2004 unsere Ivy im zarten Alter von 10 Wochen zu uns kam.

Damit war unser Hunderudel wieder komplett und für Ivy begann ein Leben voller großer, und für uns eines voller kleinerer Abenteuer. Es ist ungemein spannend und bezaubernd zugleich zu beobachten wie sich so ein kleines Wesen langsam seine Welt erobert und innerhalb eines knappen Jahres aus dem tapsigen Welpen ein selbstbewußter Junghund und wird der sich ganz souverän in seiner Umwelt bewegt.

Und auch für uns begann eine Phase des Lernens: Weniger was die Haltung und Erziehung Ivys anbelangt denn sie ist ja nicht der erste Welpe der hier im Hause großgezogen wird, sondern vielmehr was die Rasse betrifft. Sehen bei den ersten Ausstellungen die man besucht um andere ITs zu sehen noch alle Hunde mehr oder minder gleich aus so dauert es nicht lange bis man anfängt Unterschiede wahrzunehmen und Details zu bemerken die einem vorher entgangen sind. Und nur wenig später stellt man fest dass nur wenige Hunde dem kritischen Blick des Auges standhalten und man fängt an Vorstellungen darüber zu entwickeln was denn einen „richtigen“ Irish-Terrier ausmacht. Aber das ist nur der Anfang einer stetigen Entwicklung die bis heute andauert und bei weitem nicht zu Ende ist …

In Niederösterreich leben wir ja ziemlich am Rande der IT-Welt und haben vergleichsweise wenig Gelegenheit mit anderen IT-Haltern in Kontakt zu kommen. Es war daher für uns von unschätzbarem Wert zunächst über das Forum der Irish-Terrier-Freunde und später über das von uns mitbegründete Forum mit erfahrenen IT-Haltern und Züchtern ins Gespräch zu kommen um von ihnen zu lernen was zu lernen ist. Für uns in der IT-Diaspora ist das Internet ein Segen und wir hoffen das eine oder andere dessen was wir lernen und erfahren konnten auch auf diesem Wege weitergeben zu können.

Ivy und die etwa 1 Jahr ältere Dela kamen gut miteinander aus und hatten gemeinsam zweifellos viel Spass. Sicherlich war Dela die eher dominante Hündin was sie aber nur selten ausgespielt hat. Und Ivy zeigte im Zusammenspiel mit ihr, aber auch mit anderen Hunden, ihre enorme soziale Kompetenz: An ihr konnte man die caniden Beschwichtigungsgesten wie in einem Bilderbuch studieren wobei sie sich niemals wirklich unterwürfig zeigt, – wirklich bewundernswert! Und auch dass sie aggressiv wird haben wir niemals erlebt. Dass sie keinen anderen Hund an ihren Fressnapf läßt ist allerdings ein anderes Thema denn wäre das der Fall müßten wir uns tatsächlich Sorgen um sie machen.

Im Juli 2006 wurde für uns der Albtraum aller Hundebesitzer wahr. Wir mussten unsere wenige Tage zuvor noch scheinbar völlig gesunde Dela wegen einer unheilbaren Nierenerkrankung im Alter von gerade mal dreieinhalb Jahren einschläfern lassen. Das war nicht nur für uns ein traumatisches Erlebnis sondern auch für Ivy die Monate brauchte um darüber hinweg zu kommen. Aber immer wenn sie Gelegenheit hatte einige Zeit mit anderen Hunden zusammen zu sein, insbesondere auch mit Schapendoes, wurde uns überdeutlich dass Ivys Dasein als Einzelhund (Shira, unser Japanspitz, zählt da für sie nicht) irgenwann ein Ende finden soll. Und das wird im April dieses Jahres der Fall sein …

Themen: Ivy

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