Über Rubricanis …
Im Juni 2004 ist unsere Irish-Terrier Hündin, Ivy Eyleen vom Lenzholz, im zarten Alter von 10 Wochen zu uns gekommen. Da sie sich zu einer liebenswerten und temperamentvollen, charakterstarken und typvollen jungen Dame entwickelt hat die alle Voraussetzungen einer guten Zuchthündin mitbringt hatten wir uns deshalb entschlossen mit ihr zu züchten. Bedauerlicherweise ist sie auch nach dem 3. Decken mit zwei verschiedenen Rüden leer geblieben so das wir von einer Fruchtbarkeitsstörung ausgehen müssen. Wie bei Menschen auch kommt derartiges nicht häufig, aber gelegentlich doch, auch bei Hündinnen vor ohne dass die medizinischen
Gründe hierzu eindeutig festzustellen sind.
Da wir keinen Nachwuchs aus eigener Zucht erwarten konnten kam im April 2008 Kayleigh vom Hürtgenwald (ausgesprochen “Käilie”) zu uns. Wir hatte zunächst daran gedacht auch mit ihr zu züchten, wie sich aber gezeigt hat läßt uns der Umbau unseres alten Bauernhofes einfach nicht genug Zeit zum Besuch der notwendigen Ausstellungen, geschweige denn der sorgfältigen Aufzucht der Welpen. So wird es denn bei uns bis auf weiteres bei zwei Irish-Terriern bleiben. Ob wir uns zu einem späteren Zeitpunkt noch zu einer Nachzucht entschliessen können
bleibt abzuwarten.
Kayleigh im Alter von 7 Wochen. Foto © Ingrid Schreiner
Über Irish-Terrier
Schaut man auf die offiziellen Webseiten der Rassezuchtverbände oder auch vieler Züchter so sind alle Hunde der jeweiligen Rasse kinderlieb und leichtführig und gezüchtet werden
nur typvolle und kerngesunde Hunde. Das ist so natürlich Unsinn. Jede Rasse aber auch jeder Hund hat seine besonderen Stärken und Schwächen und wie jeder weiß sind auch genetische
Defekte auch und gerade in Rassehundpopulationen weit verbreitet. Glücklicherweise gehören Irish-Terrier zu den Rassen bei denen nur wenige Defekte mit eher moderaterem
Krankheitswert bekannt sind was wir sowohl der harten Selektion im Ursprungsland als auch den ständigen Bemühungen der Züchter zu verdanken haben. Hervorgehoben sei
insbesondere dass sie a.G. ihrer optimalen Größe und eines vernünftigen Rassestandards nicht unter Krankheiten des Bewegungsapparates wie HD oder ED leiden die so viele
Rassen so schwer belasten.
Irish-Terrier zeichnen sich durch Lauffreudigkeit, Temperament, Eigenständigkeit und Intelligenz aus was das Leben mit ihnen nicht unbedingt einfacher aber wohl um einiges interessanter macht als mit weniger intelligenten und eigenständigen Hunden. Wer damit nicht nur leben kann sondern dies auch zu schätzen weiss wird einen mittelgrossen, charmanten und charakterstarken Familien- und Begleithund kennenlernen der zudem noch vielfältig einsetzbar ist: Als Begleiter beim Laufen, neben Fahrrad oder Pferd, in Hundesportarten wie Dogdance, Agility oder Obedience, als Rettungs-, Jagd- oder Schutzhund. Es ist verständlich dass ein derart universell augerichteter Hund in einzelnen Disziplinen nur selten Spitzenleistungen zu vollbringen vermag und vielleicht auch etwas mehr Mühe in der Ausbildung erfordert als spezialisiertere Rassen was aber durch seine hohe Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Lebensumstände mehr als ausgeglichen wird.
Irish-Terrier können locker einen Spurt von 200m, 300m oder auch mehr hinlegen wenn sie ein Motiv hierfür haben und auch 15 oder 20 km neben dem Fahrrad herzulaufen ist für einen trainierten IT kein ernsthaftes Problem. Es versteht sich dass ein solcher Hund nicht glücklich wird wenn er sein Leben ausschliesslich im Haus und an der Leine verbringen muss.
Es dürfte aber auch verständlich sein dass ein derartig veranlagter Hund kein Hund für Jedermann ist denn wenn sein Bedarf an Bewegung, Ansprache und Beschäftigung nicht zumindest halbwegs erfüllt wird werden seine Stärken schnell zu problematischen Verhaltensweisen und Hund und Besitzer werden kaum miteinander glücklich werden. Anders gesagt: Irish-Terrier sind eher Hunde für sportliche oder am Leben im Freien interessierte Besitzer. Sollte Ihnen der Platz auf dem Sofa lieber sein als der im Fahrradsattel, das Buch oder das TV-Programm wichtiger als der lange Spaziergang im Freien so gibt es eine ganze Reihe anderer, für Sie sicherlich besser geeignete Rassen als gerade die doch etwas anspruchsvolleren Irish-Terrier.
Temperament und Lauffreudigkeit in Feld und Flur ist aber nur eine der Seiten von Irish-Terriern, die andere ist dass es im Hause durchaus ruhige Hunde sind die den bequemen Platz vor dem Ofen oder auf dem Sofa über alles schätzen und auch nur selten bellen. Ihr rauhaariges Fell ist schmutzabweisend und ihre Pfoten sind klein so dass sie nur wenig Dreck ins Haus tragen. Das rauhaarige Fell hat den Vorzug dass keine Haare in der Wohnung herumliegen, aber den Nachteil dass sie getrimmt werden müssen um das alte Haar zu entfernen. Das kann man entweder selbst machen oder aber 2-4 mal im Jahr einem Profi überlassen.
Irish Terrier sind gesellige Familienhunde, keine Einmannhunde die sich nur an eine einzige Person binden. Man kann sie auch gut mit anderen Hunden oder auch Katzen vergesellschaften und sofern es nicht gerade um die Rangordnung im Rudel geht vertragen sie sich auch gut untereinander. Einer weglaufenden Katze wird ein Terrier aber nur schwer widerstehen können und so ist es wohl nötig entweder den Katzen beizubringen nicht wegzulaufen oder den Hunden das Katzen tabu sind. Uns ist keines von beidem zuverlässig gelungen und so reicht die Spannweite bei uns vom gemeinsamen kuscheln von Hunden und Katzen im Körbchen bis zur Verfolgungsjagd quer über den Hof was aber unsere Katzen nicht allzu ernst nehmen.
Hundewelt
Wir leben zusammen mit zwei Irish-Terriern, einem Japanspitz, drei Katzen und vier Pferden auf einem ehemaligen Bauernhof in einem kleinen niederösterreichischen Dorf unweit Wien. Umgeben ist das Dorf von hügeligen Feldern durchsetzt mit kleinen Waldstücken, also wohl nahezu das was man unter einem Hundeparadies verstehen kann. Wenn wir nämlich aus der Gartenpforte treten sind wir mitten in den Feldern und die Hunde können laufen wie es das Hundeherz begehrt.
Anders als dies in allen Büchern und auch von Hundekennern empfohlen wird werden unsere Hunde nur wenig erzogen. Einen vernünftigen Umgang und ein geeignetes Umfeld vorausgesetzt passen sich nämlich Hunde, zumindest die Rassen mit denen wir es zu tun haben, bestens den jeweiligen Lebensverhältnissen an. So ist z.B. Ivy vom ersten Tag an absolut unproblematisch an der Leine gegangen und konnte später auch ohne großes Üben neben dem Fahrrad herlaufen. Die Hunde machen im Grossen und Ganzen das was wir von ihnen wollen, nicht immer bei der ersten Aufforderung, spätestens aber doch bei der dritten. Nur von Wild oder auch einer Katze abrufen, das funktioniert absolut nicht. Aber derartiges ist ja auch von weit besser erzogenen Hunden zu hören. Auf der Habenseite steht dem aber ein recht gelassener und weitgehend unproblematischer Umgang zwischen Menschen und Hunden gegenüber. Und uns erscheint es als wären derartig gehaltene Hunde einfach anders als strenger erzogene, freier im Verhalten und auch schöner und lebendiger im Ausdruck.
Wir sind allerdings weit davon entfernt eine derartige “laissez faire” – Erziehung zum Dogma hochzustilisieren. Allzuviel hängt einfach von den Lebensverhältnissen und auch den beteiligten Personen und Hunden ab und unter manchen Bedingungen wäre es schlicht leichtsinnig nicht auf absolutem Gehorsam zu bestehen. Auch Rüden, die ja auch erst mit ca. 3 Jahren richtig erwachsen sind, sind etwas anders zu bewerten denn wenn man bei ihnen nicht über eine natürliche Autorität verfügt und ihnen gelegentlich auch klar macht wer das sagen hat kann es leicht geschehen dass sie sich zum Chef im Hause erklären was natürlich grössere Probleme bereiten wird und nicht so einfach wieder ins rechte Lot zu bringen ist. Wie wohl bei allen Terriern ist Konsequenz, keinesfalls aber eine harte Hand der Schlüssel zu einer gelingenden Erziehung.
Auf einem alten Hof wie unserem gibt es immer viel zu tun. Abgesehen von den täglichen Spaziergängen kümmern wir uns daher nicht allzuviel um die Hunde. Sie sind halt immer irgendwo in unserer Nähe, schlafen oder gehen auch ihren eigenen Interessen nach wie Katzen, Tauben oder Enten jagen, Holz zernagen oder das Grundstück gegen böse Feinde zu verteidigen. Obwohl sie problemlos einige Stunden allein im Haus oder auch im Büro verbringen, nehmen wir sie nahezu überall hin mit was ihnen zusätzliche Abwechslung verschafft.
Auch hinsichlich der Ernährung machen wir nicht viele Umstände. Unsere Hunde werden eher knapp gefüttert, bekommen morgens Fleisch aus der Dose unterschiedlicher Marken und Abends Trockenfutter. Ab und zu bekommen sie ein Leckerchen oder wenn es sich ergibt auch Essensreste. Gelegentlich kaufen wie einen Eimer voll grob gewaschenem und geschnittenem Pansen der in Portionen eingefroren und ungekocht verfüttert wird. Oder sie bekommen auch einmal geschnittenes Rinderherz. Sollte wirklich einmal ein Hund zu weichen Kot oder gar Durchfall haben, was sehr selten vorkommt, so geben wir dem Futter Olewo-Karottenchips dazu und das regelt sich in wenigen Tagen. Natürlich kann man da sehr viel mehr Aufwand betreiben. Hunde haben aber von der Evolution her die ökologische Nische der Abfallfresser menschlicher Gesellschaften besetzt und wir haben ein wenig die Sorge dass sie sich allzuweit von ihren Wurzeln entfernen und überempfindlich werden wenn wir sie von dieser Seite her zu sehr verwöhnen. Und bequem ist es allemal !